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Hausaufgaben in der Grundschule

Warum sind Hausaufgaben schädlich und unwirksam?

Dazu sehen wir uns verschiedene typische Szenarien an:

Grundschule, 2. Klasse, Bayern, Hausaufgaben werden mit HA abgekürzt:

 

Kinder, die schon im Unterricht den Stoff nicht verstanden haben

  • Das Kind hat den Unterrichtsinhalt nicht verstanden aber Hausaufgabe komplett richtig abgeschrieben:

Zu Hause versteht es die Aufgaben auch nicht. Es braucht die Eltern zum Erklären – die ja nicht in der Schule waren und also auch nicht wissen wie es die Lehrkraft erklärt hat oder worauf es ankommt. Z. B. haben Eltern oft noch ganz andere Rechenwege gelernt als die Kinder heute.

Das Kind hat dann also die Hausaufgabe falsch oder unvollständig.

In der Schule wird die Hausaufgabe verbessert. Das Kind versteht es vielleicht immer noch nicht. Wird es ihm jetzt ausreichend erklärt. Gut. Wenn nicht (kommt leider zu oft vor), entsteht eine Lücke und der Gedanke von „ich kann das (Mathe, Deutsch, HSU…) nicht“ entsteht im Kind.

→ keine ausreichende Wirkung auf Wissenserwerb oder -vertiefung. Gefahr der Lückenbildung oder Verwirrung durch unterschiedliche Erklärungen. Gefahr von Wissenslücken, Widerstandsbildung und innerer Abwertung (ich kann das nicht)

 

  • Das Kind hat den Unterrichtsinhalt nicht verstanden und die HA nicht komplett richtig abgeschrieben:

Zu Hause erledigt es die falschen Aufgaben oder auch nicht, weil es ja die Aufgaben nicht richtig abgeschrieben hat. Über Whatsapp werden Klassenkameraden nach den HA befragt. Die Eltern werden involviert. Großer Stress entsteht bei Eltern und Kinder.

Gestresst kommt das Kind in die Schule – Angst entsteht (hab ich alles richtig? Sind es die richtigen Aufgaben…) Bei Wiederholung dieser HA-Situation entstehen Stresssymptome die sich bei Kinder häufig somatisch äußern.

In der Schule wird die HA erklärt – Kind versteht jetzt den Inhalt, das Nervensystem wird beruhigt. Kind versteht es nicht, hat falsche HA gemacht – je nach Lehrkraft muss es jetzt eine zusätzliche Strafarbeit schreiben (hab ich leider häufig gesehen wie die Kinder dann „ich muss meine HA richtig aufschreiben oder so ähnlich zig mal auf ein Blatt schreiben müssen) oder muss die HA nacharbeiten (wobei es hier nicht mehr ums Verständnis geht sondern nur darum, dass die Arbeit erledigt wird) oder bekommt es endlich richtig erklärt.

→ Stress wird hervorgerufen, Schulängste entstehen, erste abwertende Gedanken können entstehen, Wirkung auf Wissenserwerb- oder vertiefung in großer Abhängigkeit von der Lehrkraft, die sich für das einzelne Kind Zeit nimmt um es zu erklären. Widerstände werden bei Kind gebildet. Anstrengungsbereitschaft sinkt, Demotivierung

 

Kinder, die im Unterricht den Stoff verstanden haben

  • Das Kind hat den Inhalt verstanden und Hausaufgabe komplett richtig abgeschrieben:

Es erledigt die Aufgaben schnell und zügig alleine. Im Unterricht wird die HA verbessert – Kind ist anfangs stolz, dass es alles richtig hat – Nebeneffekt es hebt sich von den anderen ab. Das hat wiederum Konsequenzen für die Klassengemeinschaft.

→ Unterschiede zu anderen Kindern werden sichtbar und innerlich gewertet – Wertung Ungerechtigkeit: Stress. Wertung „ich bin besser als die Anderen“: Abwertung der anderen Kinder.

 

  • Das Kind hat den Inhalt verstanden und Hausaufgabe nicht oder nicht komplett abgeschrieben:

Nachmittags entsteht Stress bei der HA-Besorgung über Whatsapp usw. – Stresssymptome entstehen.

→ keine Wirkung auf Wissensvertiefung, Stress entsteht, Schulängste (Angst vor Konsequenzen) können entstehen.

 

Kinder, die im Unterricht den Stoff auf Anhieb verstanden haben 

  • Das Kind hat den Unterrichtsinhalt auf Anhieb verstanden, ist dann bei den Übungen im Unterricht eingeschlafen, hat die HA komplett richtig abgeschrieben:

Mit großem Widerstand setzt es sich an die HA. Braucht lange da der Inhalt ja längst verstanden wurde und schläft innerlich genauso ein wie im Unterricht. Es braucht die Eltern um wieder wach zu werden und dran zu bleiben – Reaktion der Eltern entweder genervt, Unverständnis weil erkannt wird, wie leicht die Aufgaben fürs eigene Kind sind, oder Verständnis mit liebevoller Ermutigung. Das Verständnis wird bei täglicher Wiederholung dieses Umstands nachlassen.

→ Stress mit den Eltern entsteht. Eltern wollen die Kinder vor negativen Konsequenzen in der Schule schützen. Nicht wenige Eltern erledigen dann die HA für die Kinder. Kinder lernen das HA sinnlos sind und nicht beim Verständnis helfen. Sie lernen dass HA anstrengend sind und verlieren dadurch Motivation und Anstrengungsbereitschaft.

 

  • Das Kind hat den Unterrichtsinhalt auf Anhieb verstanden, ist dann bei den Übungen im Unterricht eingeschlafen, hat die HA nicht richtig abgeschrieben:

Stress bei der Besorgung der HA. Widerstände verhärten sich. Verweigerung entsteht – Ärger und Strafarbeiten von Seiten der Lehrkräfte verstärken wiederum die Widerstände.

→ Stresssymptome und Ängste entstehen. Motivation sinkt, Anstrengungsbereitschaft lässt nach.

 

-> Es handelt sich hier nur eine grobe Zusammenfassung der verschiedenen Leistungsebenen in einer Schulkasse

 


Kennst Du diese Szenarien? Wie läuft das bei Euch zu Hause ab? 


 

Mein Resumee´

In vielen Grundschulen werden nicht nur aber auch durch die Hausaufgabenpraxis erste Widerstände, Stresssymptome und Schulängste initiiert. In den meisten Fällen verursachen HA Stress und Angst. Wenn wir Angst haben sind wir nicht fähig zu lernen.  In der Summe ist es aber meist so, dass Angst zu Vermeidung führt und die Lernleistungen reduziert.“ Quelle: LMU München

Außerdem belasten HA häufig die Beziehung zwischen Eltern und Kinder aber genauso zwischen Lehrkräften und Schulkindern. Leider auch gängige Praxis sind Strichlisten bei vergessenen HA oder Abschneiden von Ecken an HA-Karten. Ich sehe auch immer wieder viele Janosch-Froschgesichter in Klassenräumen mit schwarzen Zähnen aufgehängt. Jedes Kind hat so ein Froschgesicht und bei jeder vergessenen HA wird ein Zahn schwarz gefärbt. Bei einer gewissen Anzahl an Strichen, Ecken oder Zähnen muss eine Strafarbeit geschrieben werden. Mit extra Anstrengungen kann man auch Zähne wieder weiß färben. Oder nach den Ferien werden sie wieder zurückgesetzt oder so ähnlich.

Das ist schwarze Pädagogik und hilft nicht den Kindern eine gute Arbeitshaltung beizubringen. Es verursacht Beschämung, Erniedrigung, Ausgrenzung, Angst und schwächt die Kinder. Sie lernen Angst (alle Ängste werden erlernt, auch Schulängste) und entwickeln Stress. Die Kinder lernen dann nicht aus innerer Motivation oder weil sie lernen wollen. Sie lernen bzw. arbeiten nur aus Angst vor Strafe.

Schon im Grundschulalter „verlieren“ wir so die innere Motivation der Kinder und ihre kindliche Neugier auf Wissen. Es gibt deutlich bessere Möglichkeiten um Arbeitshaltung zu lernen. HA zählen nicht dazu!