Prüfungsängste und Schulängste prägen den Alltag von Schülerinnen und Schülern.
Ein Beispiel aus der Praxis: Das Kind hat vor der Schule massive Ängste und kann sich kaum rühren. Weinen, Verzweiflung, Starre. Die Mutter ist hilflos – was soll sie nur tun. Das Kind hat sich auf die Prüfung vorbereitet, hat gelernt. Doch direkt davor nimmt die Angst überhand. 2 Tage zuvor hat das Kind noch der Lehrkraft eine Nachricht geschickt mit der Frage ob die Übersichtsseiten auch gelernt werden müssen. Antwort der Lehrkraft : „;-) schaden tut es nicht.“
Häufig ist Lehrkräften nicht klar, wie gewaltvoll solche Äußerungen wirken. Für dieses Schulkind war das ein enormer Stressor. Panisch hat es gelernt und gebüffelt. Schweißausbrüche und hoher Puls bei der Prüfung inklusive. Nur mit Glück hatte es keinen Blackout – eine häufige Stressreaktion währen der Prüfung bei Prüfungs- und Schulängsten.
Über die Hälfte der Jugendlichen leiden unter Stress und mehr als ein Drittel unter Erschöpfung.
Der Druck in der Schule und die häufig wenig hilfreiche Haltung von Lehrkräften verschlimmern die Situation.
Beratungsstellen und Therapeutische Stellen haben lange Wartelisten. Viele berichten, dass sie die Kids wieder „zusammenflicken“, zurück in die Schule schicken und dann nach wenigen Wochen geht es wieder von vorne los.
Die wenigen Kinder, die wir haben machen wir mit diesen Strukturen in den Schulen kaputt. Das können wir uns eigentlich nicht leisten.
Hochbegabte Kinder haben sehr sensible Sensoren
Hochbegabte Kinder haben sehr sensible Sensoren und reagieren auf schlechte Bedingungen häufig als Erste. Und sie fallen dann auch überdurchschnittlich häufig durchs System oder werden zu „Underachievern“. Eine der Besonderheiten bei Hochbegabung ist auch eine erhöhte Ängstlichkeit. Das liegt daran dass die Kinder über mehrere Ecken weiter denken können und sich so auch der möglichen negativen Folgen sehr bewusst sind. Die emotionale Tiefe, die diese Kinder auch mitbringen führt dann nicht selten zu Blockaden oder auch mentalen Zusammenbrüchen.
Solange die Kinder aber immer wieder zurück in die Schule müssen kann ihnen nicht nachhaltig geholfen werden. Denn tagtäglich wird die Stressreaktion durch die vorgegebenen Strukturen angetriggert – traumatischer Stress. So ringen sie sich durch bis zu einem Schulabschluss und sind am Ende dann mental fertig.
Deschooling-Prozesse
Ich erlebe in meiner Praxis dann lange Deschooling-Prozesse in denen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen über Lernprozesse die Ängste wieder verlernen dürfen. Angst wird gelernt. Und Prüfungsängste/Schulängste werden im Schulsystem gelernt. Das macht die Schule übrigens sehr effektiv und gut!
Prüfungs- und Schulängste im IQ-Test
Leidet ein Kind an Prüfungs- oder Schulängsten so wird das häufig beim IQ-Test sichtbar. Dann misst man dort nicht mehr die Leistung sondern die Angst. Übrigens auch bei Erwachsenen häufig ein Phänomen. Sie berichten dann in der Testsituation dass sie sich wieder fühlen wie in der Schule. Übrigens kam noch nie der Vergleich mit der Uni. Denn Uni-Klausuren kann man ja wiederholen. Eine verbockte Schulaufgabe nicht. Diese Note steht. Das steigert die Ängste. Da sieht man auch wie lange diese Ängste bestehen bleiben und bist ins Erwachsensein reichen. Häufig verlieren die Kinder auch nachhaltig die Lust am Lernen und lassen sich nur ungern auf Weiterbildungen oder neue schulische Lernformen ein.